Im kleinen, aber feinen Rahmen des Niederbipper «Räberstöcklis» vermochte das Konzert des Trios «Irina und Gadjos» das Publikum zu begeistern. Die Band bestach mit einer enormen Bühnenpräsenz und hoher Virtuosität.
NICOLE ROTH

Der Berner Geiger Christoph Habegger gründete 1997 die Band «Gadjos», was so viel wie «Die Sesshaften» bedeutet.                         Zusammen mit der Sängerin Irene Zwahlen (Irina) und dem Zürcher Akkordeonisten Thomi Erb tritt das Trio jährlich an 80 bis 100 Konzerten auf und hat inzwischen auch bereits die zweite CD «Via con me» herausgegeben:

Rasse und Klasse

Schon Christoph Habegger (Violine) und Thomi Erb (Akkordeon) alleine faszinieren das Publikum, betritt dann aber Irina die Szenerie, verfällt man ihrem gekonnten Gesang, der als Markenzeichen der Band gewertet werden darf.

Ihre selten tiefe und kraftvolle Naturstimme wird durch ihre schauspielerischen Fähigkeiten noch unterstützt. So konzentriert sich der Konzert-Besucher gebannt auf die ausdrucksstarke Interpre-ation der Lieder. Einmal jazzig, einmal zigeunerhaft, einmal humorvoll und einmal melancholisch kommen sie daher, von einer rassigen und wilden Schönheit geprägt.

Noch eindrücklicher wird Irinas Auftritt durch die Begleitung der beiden Musiker. Habegger mit seinem Schalk im Nacken vermag es, dem Spiel eine heitere Locker­heit zu beschaffen, dies gelingt aber nur durch die gekonnte Be­herrschung seiner Violine. Nicht minder stark ist die musikalische Unterstützung durch Thomi Erb an seinem Akkordeon. Im gemeinsa­men Spiel und Gesang ist Rasse und Klasse vereint, die Musik wird durch die drei nicht nur gemacht, sondern gelebt.

Aussergewöhnliche Arrangements

Nebst der Musique Zigane und den anderen Musik -Stilen, fallen ei­nem die schweizerdeutschen, deutschen und französischen Auskopplungen besonders ins Ohr und Auge. So zum Beispiel im Tango aus dem Aargauischen: «Mein Herz braucht Tango, ich brauch keinen Mambo...»,

 oder die aussergewöhnliche urchige Darstellung von «Dört äne am Bärgli», welches logischerweise die Herzen des Publikums im Sturm eroberte. Nicht nur die bekannten Melodien allein, sondern auch die Art der Vorträge bewirken, dass dem Zuhörer beim Namen «Irina und Gadjos» unmittelbar Feuer, Temperament, Sinnlichkeit, Sehn­sucht und Leidenschaft in den Sinn kommen.