Jedes Jahr im Juli gibt es auf der «Achere» in Tüscherz musikalische Leckerbissen. Diesmal gastierten Irina und Gadjos mit Musique Tzigane. ">

Hfb. Die kleine Terrasse beim Schützenhäuschen füllt sich langsam. Im Hintergrund hinter der Petersinsel brauen sich rabenschwarze Wolken zusammen, ab und zu signalisieren Blitze ein Wetterleuchten, der See glänzt dunkel in trügerischer Ruhe. Es scheint geradezu die fantastische Kulisse für die Klänge der Zigeunermusik.

Musik Osteuropas

Marcel Itten aus Tüscherz, der zusammen mit den Behörden von Tüscherz jedes Jahr den Event organisiert, glaubt an Wetterglück, und die Gäste geniessen ebenso die grandiose Kulisse auf den Bielersee als auch die Musik. Gadjos (in der Sprache der Fahrenden: die Sesshaften) spielen und singen sich, angelehnt an die Tradition der ungarischen Zigeunerkapellen durchs osteuro-päische Repertoire. Die drei Künstler beginnen mit russischen, aber auch romanes Stücken ihr Programm. Romanes ist die Sprache der Roma und hat ihre Wurzeln im indischen Sanskrit.

Irina , ganz in der Rolle der feurigen Zigeunerin, prägt mit ihrer tiefen, kraftvollen und einzigartigen Stimme den Sound der Band. Mal melancholisch, mal spitz-bübisch, mal fordernd und immer wieder verschmelzend mit der Musik in Gesang und Bewegung ist sie mit ihrer beeindruckenden Bühnenpräsenz das Markenzeichen der Band. Sie ist auch für die Auswahl des Repertoires zuständig. Die Band spielt Stücke von Edith Piaf, Gabriella Ferri, Paolo Conte, Swingstücke im Stile des Gitarristen Django Reinhardt, aber auch Eigenkompositionen, die von einheimischem Liedgut beeinflusst werden.

Liebe und Schmerz
Christoph Habegger , Musiklehrer und Rhythmusgitarrist, kann aber ebenso seiner Geige die virtuosesten Klänge entlocken. Thomi Erb ist der vielseitige Akkordeonist. Man spürt seine Begeisterung und Erfahrung als Musiker. Er versteht es vortrefflich, sowohl Schwe rmut von längst verflossenen Lieben und des Geigers trauriges Klagen mit Irinas Stimme zu untermalen und man wird hineingezogen in den Sog der Geschichten von Liebe und Schmerz, von rhythmisch wechselnder Heiterkeit bis zur Schwe rmut und Melancholie.

Heitere Enge
Auf einmal verdunkelt sich der Himmel. Der Donner rollt genau über der kleinen Freilichtbühne, ein Wolkenbruch treibt die Zuhörer in das kleine Schützenhaus. Drangvolle Enge mit nur wenigen Sitzplätzen, aber die Heiterkeit bleibt. Im Gegenteil: Fast kommt eine Stimmung auf wie bei einem grossen Familienfest. Eine lockere Intimität mit der Band, rhythmisches Mitklatschen und manchmal sogar Mitsummen, Begeisterung und der Wunsch nach etlichen Zugaben zeigt den Gadjos, dass sie es verstanden haben, das Publikum in fremde Welten mit aufwallenden Gefühlen zu entführen.